Elterncoaching

Auszug aus dem Vortrag von WTB-Verbandstrainer Uli Welebny

 

 

Elterncoaching im Tennis

Vortrag von WTB-Verbandstrainer Uli Welebny beim DTB-Tenniskongress 2017 in Berlin.

Uli Welebny, Verbandstrainer WTB beginnt seinen Vortrag „Elterncoaching – vor, während und nach dem Match“ mit einem Zitat von Johann Wolfgang von Goethe „Zwei Dinge sollten Kinder von Ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel“

  • Wurzeln: Eltern geben dem Kind Sicherheit, dass es zu ihnen kommen kann, auch wenn es mal versagt hat.
  • Flügel: Die Kinder müssen die Gelegenheit haben, ihre eigene Kreativität zu entwickeln.

Der Referent spricht von einer Idealvorstellung in der Beziehung zwischen Eltern und Kind – und erklärt, welche Eigenschaften ein guter Sportler/ Tennisspieler haben muss: Allein-sein-können. Er hat ein weiteres Zitat für die Eltern, diesmal von Prof. Dr. Rolf Haubl, Professor für Soziologie und psychoanalytische Sozialpsychologie: „Nur Menschen, die von früh die Erfahrung gemacht haben, dass sie sicher gebunden sind, haben die Fähigkeit, einzeln oder vereinzelt zu sein, ohne massiv Einsamkeitsgefühle zu haben.“ Hierzu weiß Uli Welebny: „Ein Tennisspieler ist wirklich allein auf dem Platz. Aber wenn er es schafft, allein sein zu können, dann ist das eine wirkliche Qualität.“

 Die Wurzeln

Verbandstrainer Welebny beschreibt die Unterstützung durch die Eltern

  • materiell – Kauf der Ausrüstung, Fahrten zu den Trainings, den Spielen
  • ideell – Entwicklung und Vorleben von Fairness und Respekt Freude am Sport


 Ein Exkurs zu den ideellen Wurzeln

  • Respekt: Da sind zwei Spieler auf dem Platz, beide wollen gewinnen, beide haben gut trainiert, aber es kann nur einen Gewinner geben – eine Niederlage kann also passieren. Auch wenn der andere besser war, ist folgendes wichtig: Das Kind war auf dem Platz, hat sein Bestes gegeben, hat eine Verbesserung gezeigt.
  • „Krisen können Selbstvertrauen geben“. Freude am Sport vermitteln – auch wenn es mal nicht so gut läuft.
  • Das Training bringt eine Menge Disziplin. Man lernt auch für das Leben – es lohnt sich, wenn jemand durchhält.

 Die Flügel

  • Zuversicht (Der Weg ist das Ziel, Entwicklungszeit ist Lernzeit, Spaß am Training)
  • Vertrauen (Mein Kind – ein echter Sportler? Eltern müssen dem Kind klarmachen, worum es auf dem Platz geht.
  • Respekt, Fairness und Alles geben, was ich kann. Dann kannst Du nichts falsch machen, wenn du dich reinhängst.
  • Sicherheit (die eigene Leistung ist Grundlage der Beurteilung)
  • Eltern bestimmen das Umfeld, indem sie den Gegner nicht abwerten (durch Aussagen wie „Der eiert nur rum“) oder überhöhen („Der trainiert schon früh morgens“). Die Eltern sollte nur das eigene Kind interessieren.


 Vor dem Match 

  • Früh anreisen – Verspätungen sind unnötiger Stress für den Spieler
  • Selbstständiges Vorbereiten des Kindes überprüfen (Tasche packen, Schuhe binden…)
  • Keine Bewertung des Turniers oder des Gegners vornehmen
  • Selbstständiges Aufwärmen einfordern

 Während des Matchs

  • Einen ruhigen und zuversichtlichen Eindruck vermitteln
  • Applaudieren bei guten Ballwechseln – Stimmung auf dem Tennisplatz: Es ist eine sportliche Veranstaltung – positive Emotionen rauslassen
  • Fehlentscheidungen des Schiedsrichters ohne Stress verarbeiten.
  • Es ist nie nur ein Ball, der das Match entscheidet.
  • Keine Einflussnahme – verbal oder körpersprachlich – Zeichen und Signale nützen nichts, im Gegenteil: Sie holen den Spieler aus der Konzentration und stören eher.

 Nach dem Match
 

  • Erholungsphase sicherstellen – Relaxen, Essen, Duschen
  • Auch nach verlorenem Match nicht sofort den Schauplatz verlassen. Die Kinder treffen auf dem Platz Kinder, die auch verloren haben. Die trösten sich gegenseitig.
  • Das Spiel des Kindes nach Leistung, Einsatz und sportlichem Verhalten beurteilen und nicht nach dem Resultat.
  • Keine (noch so gut gemeinten) Analysen stellen. Trainer besprechen das Ergebnis auch nicht direkt nach dem Spiel.

 Zehn goldene Empfehlungen für Tenniseltern

  • Match – Seien Sie dort, wo ihr Kind Sie haben will. Respektieren Sie den Wunsch Ihres Kindes.
  • Keine Signale geben – es ist gegen die Regeln.
  • Ruhig bleiben – egal wie der Spielstand aussieht.
  • Keine Analyse direkt nach dem Spiel – die Spieler brauchen Zeit für sich.
  • Das Spiel des Kindes nach Leistung, Einsatz und sportlichem Verhalten beurteilen. Lassen Sie ihr Kind mal weinen.
  • Training: Sie sollten Ihr Kind nicht trainieren lassen, wenn es nicht will.
  • Ermutigen Sie Ihr Kind, sich selbst um seine Tennisangelegenheiten zu kümmern.
  • Gehen Sie nicht zu jedem Training und jedem Spiel. Ihr Kind soll sich daran gewöhnen, ohne Sie zu spielen.
  • Sie sollten Ihrem Kind und dessen Trainer die Möglichkeit geben, selbst zu entscheiden, was trainiert werden soll. Nehmen Sie keinen Einfluss – es sei denn, Ihr Kind ist unglücklich, dann suchen Sie das Gespräch mit dem Trainer.
  • Wenn Sie beliebte, respektierte und überall gern gesehene Tenniseltern sein wollen, sollten Sie die ersten neun Regeln befolgen.

 Fragen aus dem Publikum Der Vater einer neun Jahre alten Spielerin hat eine Frage zum Thema „Wie gehe ich während eines Matches mit gehäuft schlechten Entscheidungen gegen mein Kind um?“

Die Antwort: Trainer versuchen den Kindern beizubringen, in einer solchen Situation den anderen Spieler darauf hinzuweisen. Erste Reaktion: „Ist der wirklich „Aus“? Oder: „Zeig mir mal den Abdruck.“, Nach zwei oder drei Nachfragen, sei die Situation meist geklärt. Wenn das nicht reicht, soll das Kind selbständig den Schiedsrichter holen. Sei selbstbewusst. Eltern sollten allerdings nicht eingreifen.

 Fragen aus dem Publikum Die zweite Zuhörerin greift die erste Frage auf: „Warum sind keine Schiedsrichter am Platz und warum gibt es keine Pausen, in denen Eltern Tipps geben können – wenn kein Trainer dabei ist?“

Die Antwort: Es ist praktikabel. Die Menge der Matches wäre nicht möglich, wenn überall ein Schiedsrichter oder und auch noch Trainer sitzen müssten. Im Training lernen die Kinder „Zählen“ und „Fairness“. Uli Welebney ruft die Eltern auf, das grundsätzliche Misstrauen und Wittern nach Betrug bei den Kindern abzustellen. „Selbst wenn ein Ball „Aus“ war und sie spielen einig weiter, ist auch alles gut.“

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